Wie ihr wisst, gibt es mich und mein Gewerbe nun schon seit über 3,5 Jahren. In dieser Zeit haben wir schon wirklich viele Höhen und Tiefen erlebt. Was aber immer wieder schwer fällt, ist die
Frage: „Was mache ich, wenn ich wirklich mal längere Zeit oder in einer besonders shootingreichen Zeit ausfalle?“ Klar kann man die Shootings meist aufschieben, aber das ganze muss aus mehreren
Gesichtspunkten betrachtet werden.
Bin ich ja nebenbei noch fest angestellt. Ich habe nur 2 Tage in der Woche, an denen ich das Shooting nachholen könnte. Aktuell liege ich tatsächlich krank zu Hause, kann mich kaum bewegen und
bekomme bei jedem Satz, den ich spreche, einen kräftezehrenden Hustenanfall. Ein Shooting wäre absolut nicht möglich! Wenn ich nun aber Shootings krankheitsbedingt ausfallen müssen, müssen sie an
anderen Stellen nachgeholt werden. Viele meiner freien Tage sind aber schon ausgebucht, jedoch ist es mein „Verschulden“, dass ich krank geworden bin. Wann also die Shootings anbieten?
Derzeit habe ich Glück. Ich habe nur noch 2 Shootings, die beide nicht mehr zwingend vor Weihnachten fertig werden müssen. Vielleicht kenne ich meinen Körper einfach schon zu gut und habe
gemerkt, dass ich mich in den letzten Wochen sehr überarbeitet habe, dass ich früher „Nein!“ hätte sagen müssen, und dass ich mir unterbewusst darüber im Klaren war: Wenn ich jetzt krank werde,
dann brauch dein Körper eine ganze Weile, um das wieder rauszuholen. Manchmal bin ich total stolz, wie mein Körper und ich Hand in Hand arbeiten.
Trotzdem ist das Problem mit den Nachholterminen noch nicht erledigt. Wenn wir mal von einer „normalen“ vorweihnachtlichen Woche ausgehen, habe ich in dieser Woche im Nebengewerbe Einnahmen von
etwa 500€. Das heißt aber auch, dass ich die 500€ weniger habe. 500€ weniger zum Weihnachtsgeschenke kaufen, Autoversicherung zahlen, Tankkosten zahlen. Und 500€ mehr, die in einer späteren
Woche, die eigentlich auch schon voll ist bis oben bin, still und heimlich noch eingeflochten und nachgeholt werden müssen. Und wir haben Winter: Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme,
ist es dunkel. Da kommt ein Outdoor-Shooting nicht mehr in Frage. Nur noch donnerstags und am Wochenende.
Und nun kommen bestimmt wieder einige Widersacher und sagen: „Ja, du bist ja aber nur nebenberuflich selbstständig!“. Das stimmt natürlich, aber aufgrund meiner Selbstständigkeit bin ich auch ja
auch auf Arbeit von den Stunden runtergegangen, und hab trotzdem gleich viele Klassen. Wenn ich da eine Woche ausfalle, habe ich weniger Zeit zum Notenmachen, weniger Zeit zum Wissen verbreiten,
weniger Zeit zum Kontrollieren und Korrigieren. Das heißt, das alles muss in dieser Woche, die in der Zukunft liegt, auch noch nachgeholt werden, und bald ist Notenschluss und die Zeugnisse
müssen geschrieben und Noten fertig gemacht werden. Man braucht pro Schüler pro Fach eine Mindestanzahl an Noten pro Halbjahr. Bei mir sind das pro Klasse 3-5 Noten pro Schüler. (Ich hab gerade
mal gerechnet: Ich muss insgesamt MINDESTENS 574 Noten in einem Halbjahr machen und das in allerhöchstens 14 Wochen. Ihr wisst also, was das bedeutet, wenn man mal ne Woche krank ist.) – und dass
es noch schlimmer ist, wenn man 2 verschiedenen Berufen nachgeht.